Therapie ist ein Sammelbegriff für alle Handlungen und Maßnahmen, die genutzt werden, um Krankheiten, Behinderungen, Traumata und Verletzungen zu lindern oder, wenn möglich, zu heilen.
Im Bereich der Psyche kann Therapie somatisch oder psychotherapeutisch sein. Beginnen wir mit der somatischen Therapie.
Somatische Therapie
Soma ist das griechische Wort für Körper, also sind diese die Therapien, die den Körper direkt beeinflussen. Hierunter fallen die folgenden Formen:
- Psychopharmakotherapie
- Elektrokrampftherapie (EKT)
- Vagusnervstimulation
- Transkranielle MagnetStimulation (TMS)
- Schlafentzugstherapie
- Lichttherapie
Psychotherapie
Im Gegensatz zu den vorab aufgelisteten Therapien geht es hier nun rein um die psychischen Prozesse. Ich liste Ihnen hier die meist genutzten Formen auf:
- Verhaltenstherapie und kognitive Therapie
- Akzeptanz und Committment Therapie
- Traumatherapie
- EMDR
- Psychoanalyse
- Tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie
- Interpersonelle Therapie
- Systemische Therapie
- Schematherapie
- Logotherapie und viele, viele mehr
Man kann auch noch die Durchführungsarten unterscheiden:
- Einzeltherapie
- Gruppentherapie
- Familientherapie
- Paartherapie
Ich möchte in diesem Beitrag nicht auf alle Formen von Therapie eingehen, da dies den Rahmen sprengen würde, aber ich möchte Ihnen diejenigen erläutern, die mir am wichtigsten erscheinen.
Was passiert bei somatischer Therapie und wozu wird sie eingesetzt?
- Psychopharmakotherapie: Hier finden Medikamente Einsatz, die die Psyche unterstützen sollen, darunter fallen beispielsweise:
- Nootropika, welche die Verschlechterung von Demenzen herauszögern sollen. Antidepressiva werden in den unterschiedlichen Klassen bei Depressionen, Ängsten, Zwängen und posttraumatischen Belastungsstörungen eingesetzt.
- Neuroleptika werden bei psychotischen Erkrankungen (Schizophrenie, Manie, Demenzen…) eingesetzt. Sie wirken meist dämpfend, weshalb sie auch bei nicht organischen Schlafstörungen eingesetzt werden.
- Stimmungsstabilisatoren werden bei bipolaren und schizoaffektiven Erkrankungen, sowie bei schweren Depressionen verwendet, auch bei der Borderline Persönlichkeitsstörung können sie Anwendung finden.
- Schlaf- und Beruhigungsmittel werden nur sehr kurzzeitig verschrieben, da sie ein hohes Suchtpotential haben. Diese werden zu angstlösenden Zwecken, bei Epilepsie und als Bedarfsmedikament verschrieben.
- Psychostimulanzien werden bei einer ADHS Symptomatik genutzt. Sie helfen den Betroffenen, sich besser konzentrieren zu können.
- Elektrokrampftherapie: Sie wird bei therapieresistenten Depressionen und bipolaren Störungen verwendet. Der Patient wird in Vollnarkose gelegt, erhält ein Medikament, welches die Muskeln entspannt. Dann wird kontrolliert ein Krampfanfall ausgelöst. Es gibt einige Studien, die die Wirksamkeit belegen und die EKT ist eine sichere Therapiemethode.
- Vagusnervstimulation: Diese Therapiemethode wird bei Epilepsien und therapieresistenten Depressionen eingesetzt. Der Vagusnerv ist einer der 12 Hirnnerven. Er wird elektronisch stimuliert, was einen positiven Einfluss auf die Stimmung und Wachheit haben kann. Zur Epilepsiebehandlung werden elektrische Impulse abgegeben, welche dann an das Gehirn weitergeleitet werden. Diese Stimulation reduziert das Auftreten von Krampfanfällen.
- Transkranielle MagnetStimulation: Das Gehirn wird durch Elektromagnete oberflächlich stimuliert, was zu Verbesserungen bei den Symptomen von Depressionen, Ängsten und Zwängen führt.
- Die Schlafentzugstherapie wird auch bei Depressionen angewendet. Üblicherweise wird dies in einem stationären Setting gemacht und dient dazu, den Schlafrhythmus wiederherzustellen.
- Lichttherapie: Diese Methode wird auch bei Depressionen eingesetzt, welche im Zusammenhang mit einer Reduktion des Tageslichts stehen.
Wie funktioniert Psychotherapie?
Psychotherapieverfahren können sehr stark variieren, weshalb ich mich dazu entschlossen habe, die oben bereits genannten, knapp gegenüberzustellen.
Therapieverfahren | Setting | Sitzungsfrequenz | Dauer | Indikation | Ursachenerklärung |
---|---|---|---|---|---|
Verhaltenstherapie, Kognitive Therapie | Patient sitzt dem Therapeuten gegenüber | 1x wöchentlich | Monate bis Jahre | Phobien, Ängste, Zwänge, Depressionen, Anpassungs-störungen, Persönlichkeits-störungen, Suchterkrankungen, Essstörungen | Gelerntes Fehlverhalten, meist in der Kindheit |
Akzeptanz und Committment Therapie | Patient sitzt dem Therapeuten gegenüber | 1x wöchentlich | Wochen bis Monate | Phobien, Ängste, Zwänge, Depressionen, Anpassungs-störungen, Persönlichkeits-störungen, Suchterkrankungen, Essstörungen | Starres und inflexibles Verhalten verursacht psychische Leiden |
Traumatherapie | Patient sitzt dem Therapeuten gegenüber | 1 bis 2x wöchentlich | Monate bis Jahre | Posttraumatische Belastungsstörung, Entwicklungstrauma | Auslösung durch eine schwere psychische Traumatisierung |
EMDR | Patient sitzt leicht versetzt zum Therapeuten. Dieser stimuliert bilateral durch Winkbewegungen, klopfen, oÄ | Als Teil anderer psycho-therapeutischer Verfahren | Stichpunktmässig | Posttraumatische Belastungsstörung, Angststörungen, Depressionen, Suchterkrankungen | Verarbeitung von Ereignissen wurde nicht abgeschlossen. Durch die Stimulation wird das Gehirn in der Aufarbeitung unterstützt |
Psychoanalyse | Patient liegt und der Therapeut sitzt ausserhalb der Sicht dem Patienten | 2 bis 4x wöchentlich | Jahre | Neurosen | Unbewusste Konflikte aus der Kindheit |
Tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie | Patient sitzt dem Therapeuten gegenüber | 1 bis 2x wöchentlich | Jahre | Phobien, Ängste, Zwänge, Depressionen, Anpassungs-störungen, Persönlichkeits-störungen, Suchterkrankungen, Essstörungen | Unbewusste Konflikte und eingeschränkte Entwicklungs-möglichkeiten |
Interpersonelle Therapie | Patient sitzt dem Therapeuten gegenüber | 1x wöchentlich | Wochen | Depressionen, bipolare Störung, Essstörung | Interaktionen mit anderen sind beeinträchtigt |
Systemische Therapie | Patient sitzt dem Therapeuten gegenüber | 1x wöchentlich | Monate bis Jahre | Depressionen, Schizophrenie, Essstörungen, Suchterkrankungen | Eine Störung im System, welches den Patienten umgibt |
Schematherapie | Patient sitzt dem Therapeuten gegenüber | 2x wöchentlich | Jahre | Persönlichkeits-störungen, chronische Lebensprobleme | Muster oder Schemata aus der Kindheit beeinflussen den Patienten negativ |
Logotherapie | Patient sitzt dem Therapeuten gegenüber | 1x wöchentlich | Monate bis Jahre | Phobien, Ängste, Zwänge, Depressionen, Anpassungs-störungen, Persönlichkeits-störungen, Suchterkrankungen, Essstörungen | Ein menschliches Leben ohne Sinn verursacht Erkrankungen der Psyche |
Psychotherapie kann sich auch in der Durchführungsart unterscheiden.
Eine Einzeltherapie sieht beispielsweise einen Patienten in einer Sitzung mit einem Therapeuten vor.
In Gruppentherapien sind mindestens zwei Betroffene, aber unabhängige Personen anwesend. Dies ermöglicht eine andere Dynamik und Sichtweise.
Bei Paartherapien sind üblicherweise beide Partner präsent.
In der Familientherapie wird die ganze Familie in die Lösungsfindung mit einbezogen.
Ankündigung des nächsten Themas
Falls Sie noch offene Fragen haben, freue ich mich auf Ihren Kommentar oder Ihre Anfrage.
Als nächstes Thema möchte ich die Psychoedukation zu Psychotrauma und Traumafolgestörungen beginnen.
Viele Grüße und bis zum 11. September 2022